In den Hallen des ehemaligen
Textilunternehmens Schlumpf im
elsässischen Mulhouse befindet sich
im Automobilmuseum eine der
größten, wenn nicht gar die größte
Bugatti-Sammlung der Welt.
In den späten 70iger Jahren kam es
zu dem Skandal um die zwei
Unternehmensbrüder, deren
Textilfabriken es nicht mehr
besonders gut gegangen war. Es hatte
viele Entlassungen gegeben, so kam es
in der Folge zu Werksbesetzungen durch
die entlassenen Arbeitern. Man hörte
von einem wundersamen Auftauchen
einer gigantischen Autosammlung. Die
beiden Brüder, die bis zum der Mutter
erfolg- und einflussreiche Geschäftsleute
und Bankiers waren, so hieß es, seien vor
der aufgebrachten Menge und der
französischen Justiz in die Schweiz geflohen.
Es wurde ihnen betrügerischer Bankrott enormen Ausmaßes vorgeworfen. Von sozialem
Skandal war die Rede. Was war geschehen ? Nach und nach kristallisierte sich heraus, dass
die beiden Brüder ihre Unternehmen wohl zu Bankrott gehen gelassen und Schulden in
Millionenhöhe angehäuft hatten.
Und derweil die Textilfabriken pleite gingen, wuchs in den Fabrikhallen eine Privatsammlung
von unermesslichen Werten an Oldtimern im gigantischem Umfang an. Teilweise zogen die
Brüder gar Arbeiter aus den Textilfabriken ab, um die Fabrikhallen in feudale
Präsentationsräume umzugestalten oder auch um die Exponate zu pflegen und sie
sachgerecht zu restaurieren.
Weit über 400 vollständig restaurierte Oldtimer fanden die Arbeiter bei der Besetzung der
Privatsammlung vor. Besessen von ihrer Sammelleidenschaft hatten die Brüder Schlumpf
ganze Autosammlungen in aller Welt aufgekauft, wenn auch nur eine Karosse einer
berühmten Autoschmiede darunter war. Manches Mal wurde auch einfach mit Blankoschecks
bezahlt, bevor ein anderer Interessent ihnen zuvor kommen konnte. Der Preis spielte dabei
überhaupt keine Rolle.
Besonders die in nur geringen Auflagen im elsässischen Molsheim produzierten Bugattis, hatten
es den Schlumpfs angetan. Für Sammler auf der ganzen Welt waren dies heiß begehrte Raritäten.
Vom legendären Bugatti " La Royale " , beispielsweise , wurden insgesamt nur sieben Exemplare
gebaut. Antonio Tabucci ("Der kleine Gatsby", "Erklärt Pereira") schwärmt in seiner Erzählung:
" ....... Albert traute kaum seinen Augen: Das ist
nicht möglich, sagte er immer wieder,das ist
nicht möglich und streichelte die schlanken,
lang gezogenen Kotflügel; ich weiß nicht, ob
Sie das verstehen, Monsieur, aber bei einem
Bugatti, da denkt man an einen Frauenkörper:
An eine auf dem Rücken liegende Frau mit
ausgestreckten Beinen Der Elefant auf der
Kühlerhaube fehlte, das war die einzige böse
Überraschung, denn man kann unmöglich
eine Rallye mit einem Bugatti ohne Elefanten
fahren. Vielleicht wissen Sie das nicht, oder
Sie haben noch nie darauf geachtet, aber auf
der Motorhaube, auf dem äußersten Punkt
des Kühlers, hatte der Bugatti die Statue
eines Elefanten aus Silber. Ein auf den
Hinterbeinen stehender Elefant mit
aufgerichtetem Rüssel, der zu einem Angriff-
oder Paarungsgeschrei ansetzt. Es war eine
Skulptur von Rembrandt Bugatti, dem Bruder
von Ettore, ........ ein richtiges Symbol,
geheimnisvoll und verschlüsselt wie alle
Symbole :
Eine allzu simple Assoziation? - Vielleicht. Aber stellen Sie sich einmal vor: Ein auf dem
Rücken liegender Bugatti Royale, hinten etwas höher als vorne, mit nach vorne gespreizten
Querrudern, zum Geschwindigkeitsrausch bereit, mit diesem traumhaften Kühlergrill: Ein
Rechteck, hinter dem die Energie und das Leben pulsieren, und darauf ein Elefant mit
aufgerichtetem Rüssel....."........ ;-)
In den verrückten Zwanzigern schmückten die
Automobilbesitzer ihre Luxuslimousinen gerne
mit individuell gestalteten Kühlerfiguren, die
von bekannten Künstlern entworfen und dann
in Bronze gegossen wurden.
Ja, im elsässischen Molsheim sind Autos
entstanden, die Aufsehen erregten,
auch solche, die im Rennsport ganz vorne
dabei waren - die sogenannten Legenden
in Blau.
Ettore Bugatti selbst war ein Lebemann, der stets Melone trug, in Schlössern wohnte und edle
Pferde züchtete, war Genie und Snob: " Nichts ist zu schön. Nichts ist zu teuer."
Seiner elitären Kundschaft fertigte er maßgeschneiderte Karossen an, die diese dann auch
persönlich abholen durften, wenn " Le Patron" es sich nicht anders überlegte.
Den König von Albanien, so erzählt man sich,
der eigens ins Elsass anreiste um seinen, für
ihn gefertigten Bugatti " La Royale "
abzuholen, brüskierte er, weil dieser beim
obligatorischen Abendessen schmatzte und
rülpste. Mit der Begründung, der
Balkanmonarch habe schlechte
Tischmanieren löste der exzentrische
Autokünstler den Kaufvertrag auf......
Der Tag im Automobilmuseum war sehr
interessant, es gab so viel zu sehen.
Sie sind ja so traumhaft schön, die Karossen aus vergangenen Zeiten - wir haben viele Fotos
gemacht. Sehr umfangreich ist auch die Rennwagensammlung, die meisten der Fahrzeuge haben
an großen Rennen teilgenommen, wo sie von berühmten Fahrern gesteuert wurden.
In der Sammlung darf natürlich auch der mit 1001 PS zu den schnellsten Serienportwagen der
Welt zählende Bugatti Veyron nicht fehlen. Dieses traumhaft schöne Auto braucht nur 2,5 Sek.,
um von 0 auf 100 zu beschleunigen - ein Auto der Superlative, Man wird ihn aber nicht oft auf
der Straße zu sehen bekommen, die Auflage ist auf 300 Fahrzeuge limitiert.
"Rien n'est trop beau, rien n'est trop cher" , ( Ettore Bugatti )
Nichts ist zu schön, nichts ist zu teuer .
Es war spät geworden, zum Übernachten sind wir rüber nach Neuenburg gefahren. Der sehr nette
Besitzer vom dortigen Neukauf - Edeka - Laden hatte uns angeboten, auf seinem Parkplatz zu
übernachten.Im Geschäft gibt es übrigens einen ausgesprochen leckeren Ochsenmaulsalat und
einen schönen Markgräfler Gutedel .
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Schade, daß man Wein
nicht streicheln kann. ( Tucholsky )
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