Bevor wir uns zur Nachtruhe in
unsere Wohnmobile begeben,
machen wir noch einen
Spaziergang durch das
abendliche Turckheim.
Und wieder begegnet uns ein
Nachtwächter, der im
mittelalterlichen Kostüm mit
Laterne, Horn und Hellebarde
seine abendliche Runde dreht.
Ein schauriges Gefühl beschleicht
einem, wenn man durch das
dritte noch bestehende Stadttor
hindurchgeführt wird, durch die
" Porte de Munster ". Durch dieses
Tor wurden früher die zu Tode
Verurteilten getrieben, um
dann außerhalb der Stadttore
hingerichtet zu werden.
Das reicht uns auch dann an
Kunde aus dem Mittelalter
und wir verlassen den
Nachtwächter.
Am Camping angekommen
genehmigen wir uns ein
Gläschen " Brand " - ein
wahrhaft ein famoses
Turckheimer Tröpflchen -
schön, dass man noch ein
Weilchen draußen zusammen
zu sitze und bei den
sommerlichen Temperaturen
den ausklingenden Tag
genießen kann, Manfred und
Helmut amüsieren sich zudem
noch mit einer wohlriechenden
und wohl wohlschmeckenden
Zigarre.
Und weil der " Brand " uns
so toll gemundet hat, und
Turckheim uns so gut gefällt
und auch der Campingplatz
mit seinen illustren Gästen,
bleiben wir noch einen Tag
länger hier. So kommt auch
Helmut endlich mal dazu,
seinen neuen Grill
vorzuführen, es gibt leckere
Würstchen und Steaks mit
allerlei gegrilltem Gemüse
und dazu natürlich noch
einmal von dem leckeren
" Brand " und zum Abschluss
einen köstlichen
" Eau de Vie de Kirsch ", ein
45 % iges Kirschwässerle
aus Turckheim.
Da staunt und steppt sogar
der Storch.
Im Mittelalter war der Turckheim
eine " Freie Reichsstadt " und
Mitglied des Zehn-Städte-Bundes.
Am Beginn des Münstertales
gelegen, hatte das reiche
Winzerstädtchen strategisch eine
wichtige Funktion. Der
" Place Turenne " erinnert an
Marschall Turenne, der 1675 unter
Ludwig XIV. vor den Toren der
Stadt die Schlacht gegen die
Habsburger gewonnen hat. Mit
diesem Sieg kam das Elsass zu
Frankreich. In einem
Kellergewölbe aus dem XVIII. Jhdt. ,
welches der Bevölkerung während
des Zweiten Weltkrieges als
Zufluchtsraum diente, erinnert
das " Musee Memorial " an die
Gnadenlosigkeit der Kriege,
an die grausamen Schlachten der
Wintermonate 1944/45 hier im
Raum Colmar, bei der die
Bevölkerung viel Leid erfahren mußte.
Wir zünden in der Pfarrkirche
eine Kerze für die vielen Opfer
dieses schrecklichen Krieges
an.
Heute lebt Turckheim mehr
vom Tourismus. In seinen
Weinbergen gedeihen
herausragende Weine, die in
den letzten Jahren auch als
" Grand Cru " klassifiziert
wurden, der bekannteste und
wohl auch berühmteste ist der
" Turckheimer Brand " , und
bevor wir uns von Turckheim
in Richtung Campingplatz
verabschieden, lassen wir uns
noch ein Viertele Wein in
einem der reizenden
Straßenlokale
munden.
Abends wurde es dann ein bisschen kühl auf dem Campingplatz und Helmut übte einen
unmissverständlichen " Mir-ist-kalt-ich-brauch-'nen-Aufwärm-Kirsch-Blick " ein.