Von Morlaix aus machen wir eine
Tagesfahrt zu den schönsten und
bedeutendsten " Enclos Paroissiaux "
( umfriedete Pfarrbezirke ) der
Bretagne, mit ihren hochinteressanten,
prachtvollen und an Figuren reichen
"Calvaires" ( Kalvarienberge ). Der
älteste aus dem Jahre 1554 steht
in Plougonven. An die 100 Figuren
stellen das Leiden Christi dar und in
seiner achteckigen Form ist er eine
ganz besondere Seltenheit. Und weil
es an der der Strecke liegt, gucken wir
uns auch das kuriose, 1640 erbaute
festungsgleiche, quadratische
Gefängnis in dem netten Örtchen
Guerlesquin an. Im Untergeschoss
befand sich früher das Verlies und in
den oberen Etagen waren die
Wächterräume untergebracht.
Montags wurde hier früher Recht
gesprochen.
Wir übernachten an dem gut ausgestatteten Wohnmobilstellplatz in Saint Thegonnec.
Den "enclos paroissial " wollten wir uns am nächsten Tag ansehen . Besonders auffällig ist
hier das imposante zweistöckige Beinhaus und fast maßlos wirkt der Prunk am Triumphtor
und dem Kalvarienberg.
Etwa 40 Figuren erzählen in den
dargestellten Szenen die Passion und
die Auferstehung . im Sockel liest man
die Geschichte des St. Thegonnec. Es
geht auch hier um die ewig währende
Auseinandersetzung des Menschen mit
dem Tod. Die Kirchhöfe im Finistere
sind, selbst in kleinen Dörfern, oft
ungewöhnlich groß und prachtvoll.
Durch den Handel mit Leinen und
der Aufzucht von bretonischen Pferden
sind viele Dörfer zu Wohlstand
gekommen.
Sie legten Wert darauf, entsprechend ihrer finanziellen Möglichkeiten, die größten und
auch schönsten Kirchen zu haben und prunkvoller als die der Nachbargemeinden sollten sie
möglichst auch sein .
Die Pfarrkirche Notre - Dame mit ihrem Kirchturm im
Renaissance-Stil entstand 1599 - 1610.
Im Innenraum fällt die barocke Ausstattung ins Auge, auch die
wunderschöne Kanzel ist ein Meisterwerk bretonischer Schnitzkunst.
Ein an überschwänglicher Pracht kaum zu überbietender Rosenkranzaltar
zeigt die Übergabe des Rosenkranzes an den Heiligen Dominikus
und die Heilige Katharina von Siena
Als nächstes kommen wir nach Guimiliau, wo der Kirchhof imposant
den Marktplatz dominiert.
Das Triumphtor mit seinen barocken Giebel wirkt wohl
eher bescheiden,
doch der " calvaire", mit seinem Figurenreichtum,
wird von keinem anderen übertroffen.
ebenso ist auch die im Osten errichtete
Grabkapelle eine Besonderheit.
Auch an diesem Calvaire stellen die Figuren Szenen aus dem Leben
Jesu dar. Hier abgebildet die legendäre Geschichte der sinnestollen
Katel Gollet, die für den Teufel ein Hostie gestohlen haben soll, um
damit seine Manneskraft zu stärken,
nachdem sie sich dann tot- "getanzt " hatte, wird sie von den
Helfershelfern des Teufels, so will es die Abbildung, nackt in den
Höllenschlund gezogen.
Die Szenen des Calvaire sind alle sehr eindrucksvoll
und ausdrucksstark,
Hier abgebildet die Erschaffung Evas.
Der erste Blick in die
Pfarrkirche fällt zunächst
auf das Taufbecken
mit dem prachtvollen
aus Eiche geschnitzten
Baldachin ,
ebenso auf einen
Altar des Heiligen Miliau,
dem bretonischen Prinzen,
der von seinem Bruder
ermordet wurde.
Wir sind ein bisschen müde
geworden und eigentlich
haben wir uns für heute
genug angesehen
und beschließen, gleich hier
am Wohnmobilstellplatz auch
zu übernachten.
Tags drauf gucken wir uns noch
die Kirchhöfe in Commana
und in Lampaul - Guimiliau an -
mal sehen, wer
in unseren
Augen den Wettkampf um
den schönsten
" Enclos Paroissial" gewonnen hat.
Der Kirchhof von Lampaul Guimillau mit seinem Calvaire ist eher
nüchtern.
In der Pfarrkirche Notre-Dame ,
finden wir auch wieder,
wie in Guimiliau, das
Martyrium des Heiligen Miliau ,
der von seinem Bruder
ermordet wurde, hier
trägt er gar sein Haupt
in der Hand.
Nun bleibt uns noch Commana -
hoffentlich habe ich die Bilder nicht durcheinander geworfen,
es war ein bisschen viel auf einmal.
Mit dem Bau der Kirche in Commana wurde Ende des XVI. Jhdt.
begonnen, fertiggestellt wurde sie im XVII. Jhdt.
Im Inneren fällt der herrliche,
üppig vergoldete Annenaltar
aus dem Jahre 1682 auf.
Er wurde dem damaligen
Pfarrer von seinen Pfarrkindern
als "Wiedergutmachung"
gewidmet.
Sie hatten ihn verprügelt und
gelyncht und anschließend
auf den Misthaufen geworfen,
weil sie angenommen
hatten, er hätte die
Salzsteuer zurückgehalten,
dabei wusste der arme Kerl
von nix.