Bretagne : Le Yaudet

Ein Träumchen
Ein Träumchen

 

Einst befand sich auf der Landzunge

bei Lannion eine gallorömische

Ansiedlung mit Bischofssitz, davon

ist allerdings heute nicht mehr viel

zu sehen. Ein paar wenige

Privathäuser stehen hier, eine kleine

Kapelle mit einem großen Parkplatz 

dahinter und ansonsten - nur Idylle

bei maximal toller Aussicht. Der 

Yaudet war früher ein sehr

fischreiches Gewässer. Die

einströmende Flut brachte ganze

Schwärme von Sardinen mit herein,

sie am Herausschwimmen bei

einsetzender Ebbe zu hindern, hatte 

man eine Mauer errichtet, die die

Fische zurückhielt. So war es dann

ein Kinderspiel, die Fische zu fangen.

Zeitzeugen berichten gar von einer

denkwürdigen  " peche miraculeuse"  

am 30. Mai 1938, als den Fischern

Tonnen und Abertonnen von

Sardinen ins Netz gingen.

 

 

Die kleine Kapelle auf dem

Platz des ehemaligen Friedhofs

birgt einen ganz besonderen

und höchst seltenen Schatz,

eine "  Vierge Couchee "  aus

dem XVII.Jhdt.  Es ist eine

naive Szene von der

Gottesmutter  im Kindbett

mit dem neugeborenen

Jesuskind neben sich auf dem

Kopfkissen. Zugedeckt sind

beide mit einer richtigen

Zudecke aus Spitze. Rechts und

links von ihnen stehen die

Eltern Marias, St. Anna und

St. Joachim. Der Heilige Geist ,

der in Gestalt einer Taube über

dem Bett schwebt, komplettiert

dieses reizende Ensemble.

 

Am Fußende sitzt eine weitere

Figur mit gekröntem Haupt, die

ein Zepter in der einen Hand

und ein Buch in der anderen

Hand hält. Wer auch immer

das sein mag, die Figur gibt 

Rätsel auf : Josef kann es nicht

sein, als armer Zimmermann

hätte er sicher keine Krone auf

dem Haupt;  Gott Vater wird

es aber wohl auch nicht sein,

denn  der brauchte ja eigentlich

kein Buch,  wo er doch

allwissend ist. Man mutmaßt, es

könne der Prophet Jesaja sein, 

er war einer der wichtigsten

Schriftpropheten und

hatte  als erster die Geburt des

Messias annonciert. 

 

 

Möglicherweise stammt

der Ursprung dieser Symbolik

aber auch aus einer Zeit

vor dem Christentum,

vielleicht aus der

Zeit der römischen Eroberung. 

Und so könnte  die

Szene auch die Göttin Isis

darstellen,  die Horus,

den ägyptischen Gott

 geboren hat. 

Aus Rücksicht auf die gläubige

Bevölkerung ist man dann

aber doch bei der

Marienversion geblieben....

Die sechs 

Schiffnachbildungen, die in

der Kirche drapiert   

sind bis auf ein Kriegsschiff,

ex votos für die großen

Fischer- und

Handelsschiffe.