Bretagne : Locronon

Locronan, seit 1924 als

historisches Denkmal eingestuft, 

gehört zu den  " plus beaux

villages de France", den schönsten

Dörfern Frankreichs  und darf den

Titel " Petite Cite de Caractere

de Bretagne" tragen. Viele

Filmemacher haben sich von

mittelalterlichen Fassade des

Dorfes inspirieren lassen, hier

ihre  Filme zu drehen, unter

anderen  auch Roman Polanski,

zu seinem Film  " Tess ". Die

hervorragend erhaltenen

Granithäuser aus dem XVI. bis 

XVIII. Jhdt. und die 

Renaissancebauten zeugen von

dem Wohlstand  in  der  Zeit,  

als in der Bretagne noch  der  

Tuchhandel  blühte. Die

hochwertigen, großen

Segeltuche von Locronan waren

in ganz Europa gefragt,auch die 

spanische Armada wurde damit

ausgerüstet. 

 

Majestätisch erhebt sich die prächtige

spätgotische Kirche, die Francois II. im

XV. Jhdt. mitten auf dem Dorfplatz 

errichten ließ. Der imposante

quadratische Kirchturm wurde 1808

von einen Blitz getroffen und etwas

bescheiden repariert. Im Auftrag von 

" Anne de Bretagne", als Dank an

Ronan für die  Geburt ihrer Tochter,

wurde im XVI. Jhdt. die Grabkapelle

 " Chapelle de Penity " angebaut. 

Ronan sollte eine würdige Ruhestätte

erhalten. Und in der Tat, das hat er.

Die prächtige  Grabstätte ist  ein

hervorragender Beweis gotischer

Bildhauerkunst und lockt alljährlich

Tausende von Besuchern an. Ronan

zu Ehren findet alle 6 Jahre eine,

in der Bretagne einzigartige

Prozession statt,  die 

" Grande Tromenie ". eine etwa 12 km

lange Strecke, die durch uralte

hölzerne Wegkreuze markiert ist.

 

 

  Es wird die Strecke abgeschritten,

  die der Heilige Ronan bei seiner  

  täglichen " Tro  " (Tour ) entlang der 12

  " minihys " ( Einsiedlerklausen ) gegangen

  sein soll. Als irischer Bischof sei er Ende 

  des VII.Jhdt. zu einem Konzil nach

  Frankreich angereist, um  in Locronan 

  eine Einsiedelei zu gründen.  Mit dem

  kirchlichen Auftrag, die Bretagne zu

  christianisieren soll er , der 

  Überlieferung   nach, viele Wunder

  bewirkt haben. Schon sein Eintreffen

  an der Küste vom Leon muss  die

  Menschen tief beeindruckt haben,

  e kam nämlich auf einem Stück

  Felsen  über das Meer gesegelt. Kaum

  war er an Land, wollten die Frauen

  ihn  sofort entmannen. Sie ließen es

  dann aber doch sein, weil er so

  armselig aussah in seiner Kutte. 

 

Fortan versuchte er die Menschen zu

bekehren, und sie von ihrer Piraterie

abzubringen -was diese  wiederum

überhaupt nicht wollten, denn davon

lebten sie ja hauptsächlich. So 

wunderwirkte er einfach im Pakt mit

Gott, dass alle Schiffe rechtzeitig vor 

der bretonischen Küste von seinem

Glöckchen gewarnt wurden und 

kein Schiff mehr dort strandete.

Das brachte die Küstenbewohner

noch mehr auf, und sie beschlossen 

Ronan zu verjagen. Da verwandelte

sich der Felsbrocken in eine weiße

Stute, und Ronan konnte fliehen.

So gelangte er dann nach  Locronan

und gründete im Wald von Locronan,

im " Bois de Nevet ", eine  Einsiedelei. 

Das Land wurde ihm von dem

damaligen König Gradlon

zugewiesen.

 

Das wiederum gefiel den keltischen

Druiden, die schon 500 vor Christi

Geburt  hier in der Gegend lebten,

überhaupt nicht. War doch dieser

Wald, der zwischen den beiden

Hügeln ihr Heiliger Wald,

eine Art druidischer Sakraltempel

unter dem Dach des Himmels.  

Beim täglichen Rundgang soll

Ronan an den zwölf Heiligen Stätten

der Druiden, die die zwölf Monate

des keltischen Jahres repräsentierten,

christliche Texte gelesen  und auch

besondere Riten vollzogen,  eine Art

Exorzismus betrieben haben. Der

" Nemeton " war nun aber nur den

Druiden, die sowohl männlich, als

auch weiblich sein konnten,

zugänglich und nicht für die

Öffentlichkeit bestimmt. 

So hat sich Ronan ganz schnell den

Zorn der Drudin Keben zugezogen, die

danach sann, ihn so schnell wie möglich 

wieder loszuwerden. Und ab jetzt deckt

sich die Legende mit den bebilderten 

Tafeln, die in der Kirche von Locronan die

Kanzel verzieren. Keben, hier die Frau eines Bauern, bemerkt mit Argwohn,

dass ihr Mann sich von Ronan  einlullen 

lässt  und  sinnt  auf Rache. Nachdem 

der Versuch, seine Hütte anzuzünden

fehlgeschlagen  ist, geht sie zu  König Gradlon und  beschuldigt Ronan, ihre

Tochter ermordet und versteckt zu

haben. Ronan wird gefangen genommen 

und ein Gottesurteil soll seine Schuld

beweisen.  Ronan überlebt es , findet

auch das Kind und erweckt es wieder

zum Leben. Jetzt gibt Keben aber erst

recht keine Ruhe und irgendwann

reicht es Ronan. Er ist der ewigen

Verleumdungen müde und beschließt

fortzugehen. In Hillion bei St. Brieuc

soll er dann gestorben sein. 

 

Aus Ehrfurcht, vielleicht auch aus Furcht

vor seiner  eventuellen Rache, hat man

seinen Leichnam auf einen Ochsenkarren

gespannt und beschlossen,  Ronan solle

sich seine letzte Ruhestätte selbst

aussuchen.  Die Ochsen liefen 

schnurstracks  nach Locronan, folglich

wurde sein Grab hier errichtet. 

Obwohl die Christianisierung das

Druidentum und dessen Spuren nahezu

zum Verschwinden brachte, ist dieser

"Nemeton" in Locronan ein eindeutiger

Zeuge für  die frühere Existenz dieser druidischen Kultplätze in Europa.