Streng genommen gehört der Mt. Saint Michel nicht zu der Bretagne, sondern zur Normandie, wobei aber die Bucht von Mont Saint Michel in der Bretagne liegt. Sei's wie's ist, "Le Couesnon dans sa folie ...." Drei Flüsse: Die Selune, die See und der Couesnon formten ursprünglich die Bucht von Mont Saint Michel, die die natürliche
Grenze zwischen der Bretagne und der Normandie war. 1009 wurde der Fluss Couesnon als Grenzfluss festgelegt. Und
irgendwann: " Le Couesnon dans sa folie, a mis le Mont en Normandie" - veränderte dieser verrückte Couesnan seinen Lauf und floss plötzlich westlich am Mont vorbei und verlegte ihn so in die Normandie....
wenn's immer so einfach wäre. Nun muss
man aber fairerweise sagen, dass die
prächtige Abtei, so wie wir sie heute sehen, auf Geheiß eines normannischen Duc's, von
normannischen Architekten entworfen
und auch von normannischen Arbeitern
mit Baumaterialien aus der Normandie
gebaut wurde, auch der Stil ist typisch normannisch.
Als die Römer kamen, war die Normandie schon seit Jahrtausenden besiedelt.
Bereits im VIII. Jhdt. wird von einer Klostergründung berichtet. Der Bischof Aubert von Avranches soll vom Erzengel Michael persönlich im Traum den Auftrag
erhalten, auf dem Berg im Meer eine Kirche zu erbauen. Weil aber Aubert seine nächtlichen Hirngespinste nicht so ganz
ernst nahm und er zu lange zögerte, soll,
so will es die Legende, der himmlische Botschafter bei seinem dritten nächtlichen Bemühen etwas deutlicher geworden sein, und Aubert mit dem "Finger am Schädel berührt" haben, damit
dieser nun endlich mit dem Bau der Kirche
beginnen würde. Diese Berührung war so nachdrücklich, dass Aubert danach ein Loch im Schädel hatte. Das Beweisstück, eben genau dieser Schädel mit dem Loch darin, liegt übrigens
in der Kirche Saint-Gervais-et-Saint-Protais in Avranches im Reliquienschrein
und kann auch dort besichtigt werden.
Auch wenn Professor Thillaud im
Jahre 2003 zu dem Ergebnis gekommen ist,
dass das Loch im Schädel durch eine Zyste entstanden sei, zieht die Reliquie alljährlich viele Pilger an. Aubert jedenfalls
wusste danach, was nun zu war: Er baute an einer Grotte, die er in Gipfelnähe entdeckt hatte, eine kleine Kirche. Um 990 wurde diese durch einen Brand teilweise zerstört und später wieder erneuert. Um 1017, anlässlich der Hochzeit von
Herzog Richard II. mit Judith de Bretagne wurde der Plan gefasst, eine größere Gipfelkirche zu bauen. Um genügend Fläche zu bekommen, wurden die um den Gipfel herum stehenden anderen Klostergebäude mit in den Bau mit einbezogen. Es begann eine sehr lange Baugeschichte, die über Jahrhunderte dauern sollte. Das Bauvorhaben in der Gipfellage erwies sich als sehr schwierig
und ging nur langsam voran. Immer wieder stürzten Stützwände ein. Auch wurde der Mont immer wieder Opfer von Angriffen. Anfang des XV. Jhdts. wollten die Engländer die widerspenstige Festung stürmen. Durch das Eingreifen einiger beherzterbretonischer Seeleute ist dies allerdings misslungen.
So wurden die Verteidigungsanlagen im laufe der Zeit immer mehr verstärkt . Ludwig XI. fand im XV.Jhdt. an der Trutzburg Gefallen und gründete hier seinen Ritterorden, dessen
oberster Ritter der Erzengel Michael sein sollte. Bekannt auch durch seine Grausamkeiten, ließ Ludwig XI. fortan Widersacher oder politisch Andersdenkende als Gefangene auf den Mont Saint Michel verbringen. Sie wurden teilweise auf
grausamste Art und Weise in enge Käfige "Fillettes" eingepfercht, in welchen sie weder stehen noch liegen konnten und so
wahre Höllenqualen ertragen mussten. Die
Käfige wurden an der Decke aufgehängt,
und oft wurden die Gefangenen einfach
dort oben vergessen. Auch in die
Religionskriege, Anfang des XVI.Jhdts.,
wurde der Mont verwickelt . Die Protestanten
versuchten sich der Hochburg der Katholiken
mit List und Tücke zu bemächtigen. Der Mont konnte zwar den Angriffen und den Belagerungen als Festung immer wieder
standhalten aber der wirtschaftliche
Niedergang des Klosters war längst eingeleitet.
Auch die französische Revolution
hinterließ ihre Spuren und 1791 mussten
die letzten Mönche die Abtei verlassen.
Das berüchtigte Gefängnis blieb aber bestehen. Die Gebäude waren
mittlerweile in einem sehr maroden Zustand. Die Kirchenfürste lebten zwar nicht mehr auf dem Klosterberg, aber sie zogen noch ihre Einkünfte aus dem Kloster. Nach der Französischen Revolution wurde die Kirche in eine Strohhutfabrik umgebaut. Erst 1863 wurde, nach langen Protesten, das Gefängnis aufgehoben und die Abtei
wurde wieder an die Kirche zurückgegeben. Es kamen auch wieder
die ersten Mönche auf den Mont Saint Michel und die Restaurierungsarbeiten
wurden wieder aufgenommen.
Fertiggestellt wurde die Kirche, so wie sie heute zu sehen ist, erst im XIX. Jhdt. Viele Geschichten ranken sich um Mont Saint Michel und von vielen Wundern des Heiligen Michael wird erzählt:
So soll eine blinde Frau, als sie ihre Augen in Richtung Mont richtete,
plötzlich wieder sehen gekonnt haben.
Sie rief aus: " Qu'il fait beau voir !", wie schön, wieder sehen zu können !
Und so kam es, dass der Ort an dem sie stand fortan " Beauvoir " genannt wurde. Von einer anderen Frau, die ein Kind erwartete, wird erzählt, dass diese
unvorsichtigerweise bei Ebbe zum Mont laufen wollte. Plötzlich setzten die Wehen ein, sie brach zusammen
und wurde von der Flut überrascht.
Wundersamerweise blieb sie unversehrt.
Ein anderes Kuriosum ist das der wallfahrenden Kinder im Spätmittelalter,
" die Hirtenkinder" wurden sie genannt.
In der Chronik der Stadt Köln befindet sich ein Bericht über eine zwei Jahre dauernde Kinderwallfahrt zum Mont Saint Michel. Kinder im Alter zwischen
8-12 Jahren sollen an dieser Wallfahrt teilgenommen haben. Zwar gingen die Kinder, die aus allen möglichen
Ländern zusammen kamen, damals ohne die Erlaubnis der Eltern auf diesen langen Fußweg, doch wurden sie unterwegs von der Bevölkerung
gut versorgt.
Es schlossen sich ihnen auch viele weitere Pilger unterwegs an. Der Kirche waren diese Pilgerzüge der Kinder suspekt, sie sahen darin die
Ursache für Unordnung und Ungehorsam.
Die Züge dauerten jedoch noch bis ins
XVIII. Jhdt. an. Heute haben sich
Glaubensbrüder und - schwestern
des 1975 gegründeten Ordens
"Fraternité monastique de Jerusalem“ auf dem Mont eingemietet. Die Schwestern und Brüder,
führen ein kontemplatives klösterliches Leben führen. Man kann an ihren
Liturgien teilnehmen oder auch spirituelle Tage
mit der Glaubensgemeinschaft verbringen.