Warum wir dem kleinen, eigentlich
recht unscheinbaren Örtchen Rohan
eine eigene Seite widmen ?
Ganz einfach ......
Wir haben uns hier auf dem kleinen,
sympathischen Campingplatz im
Landesinneren sehr wohl gefühlt
und sind mal wieder länger geblieben,
als wir ursprünglich vorhatten.
Nein, nein, wir sind nicht im Land
"Der Herr der Ringe", wir sind noch
immer in der Bretagne. Der Ort liegt am
Ufer des Flusses Oust , direkt am Kanal
" Nantes - a- Brest " . Schöne
Spazierwege führen hier entlang des
Treidelpfades, vorbei an vielen netten
blumenbeschmückten Schleusen.
Im XVIII. Jhdt. war die Versorgung
der Bretagne über die Küsten wegen der
britischen Flotte nicht mehr sicher.
Transporte im Inneren des Landes kamen
nicht in Frage, da die Straßen und Wege
den Anforderungen in keiner Weise
entsprachen. So kam man auf die Idee,
einen Kanal zu bauen. 1806 wurde unter
Kaiser Napoleon mit den ersten Arbeiten
begonnen . Bald darauf, 1814, Napoleon
kam ins Exil, und die Arbeiten wurden
wieder eingestellt weil es kein Geld mehr
dafür gab. Erst 1822 gings dann mit dem
Bau wieder weiter. Kriegsgefangene,
Rebellen und Kriminelle wurden zur
Mithilfe eingesetzt. Die
Arbeitsbedingungen waren sehr
schwierig. Es gab viele Opfer
während dieser Bauphase, nicht zuletzt
auch durch die Malaria.
Nach seiner Fertigstellung wurde
der Kanal intensiv genutzt, bis zu
800 Schiffe passierten ihn täglich.
Mit dem Bau der Eisenbahn
im frühen XX. Jhdt. bekam der
Kanal dann Konkurrenz, sie
konnte schneller und billiger
transportieren. 1928 wurde bei
Guerledan der Stausee errichtet
und seitdem ist der Kanal nicht
mehr durchgehend befahrbar.
Heute ist er Anziehungspunkt für
Rad- und Boot-Touristen. Auch
Wanderfreunde und Sportangler
kommen auf ihre Kosten und an
Wohnmobilisten ist ebenso gedacht
worden. Der schön angelegte,
kostenlose Wohnmobilstellplatz liegt
direkt am Bootshafen und ist
mittlerweile leider reduziert worden
auf 6 bis 8 Plätze.
Wandert man vom Campingplatz den
Treidelpfad in östlicher Richtung, kommt
man zu der Kapelle
" Notre Dame de bonne Encontre ".
Eine Inschrift an der Kirche verrät, dass
diese wohl um 1510 erbaut wurde. Ein
kaum mehr sichtbares Rohan - Wappen
deutet auf seine Erbauer hin. Nur einmal
im Jahr, am 15. August findet hier noch
eine Messe statt, die übrige Zeit bleibt
die Kapelle verschlossen. Von dem
ehemaligen Rohan-Schloss, das hier
einmal stand, ist nichts mehr zu sehen.
Nach etwa 4km kommt man zur
" Abbaye de Timadeuc ". Ein Wegkreuz
erinnert an " Pere Guenael" , der ins
Konzentrationslager nach Buchenwald
deportiert wurde, weil er den
französischen Widerstand unterstützt hatte.
Die Abbaye hat für ihr mutiges Verhalten
1946 die Medaille der " Resistance Francaise "
verliehen bekommen.
Derzeit leben hier in Timadeuc
27 Trappisten-Mönche in geschlossener
Gemeinschaft "cenobitisme". Sie führen ein
kontemplatives Leben, dessen Tagesablauf
gemäß ihrer Ordensregel durch einen
rhythmischen Wechsel von Gebet, Lesungen,
Messen und körperlicher Arbeit bestimmt ist.
Dank der Lockerungen der Askese-Regeln
nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil,
ist die Klosterkirche während der
Gebetsstunden der Öffentlichkeit zugänglich.
Und wer an den Gebeten der Mönche
teilhaben möchte, kann auch in einem
der 40 Gästezimmer einen bis zu
7-tägigen Exerzitien - Aufenthalt buchen.
Wie viele Trappistenklöster
finanziert sich auch Timadeuc durch
besondere, von den Mönchen selbst
gefertigten und selbstvermarkteten
Produkten. Ganz besonders gefragt
bei der Bevölkerung ist der hier
erzeugte Käse, der " Timanoix ", der
durch eine Behandlung mit Nußlikör
seinen unverkennbaren, interessanten
Geschmack erhält. Auch dasbesonders wohlschmeckende Fruchtpasten -
Konfekt ist sehr beliebt. Verkauft
werden die alimentären Produkte in einem klostereigenen Verkaufsraum, dort gibt es auch Waren
aus anderen Klöstern, auch von solchen aus Übersee . In der christlich orientierten Buchhandlung
findet man neben der geistlichen Lektüre auch Kinder- und Reisebücher und vieles mehr.
Wir treffen im Kloster auf sehr
freundliche Mönche, die uns herzlich
begrüßen, und wir bedanken uns
nochmal ganz besonders bei
Mönch Emmanuel-Marie, der unsere
Fragen gerne beantwortet hat. Es hat
uns sehr gefreut, dass wir über das
Leben im Kloster etwas erfahren
durften und dass wir auch dem
Stundengebet beiwohnen durften.
Das Kloster verfügt übrigens auch
über eine sehr gute und hoch
informative homepage:
https://www.abbaye-timadeuc.fr/
Hier kann man sich weiter
informieren und auch online dem
geistlichen Gesang der Mönche
lauschen.
Der Ort Rohan selbst ist der Stammsitz
der Familie Rohan, einem
Adelsgeschlecht das weit über die
Grenzen der Bretagne hinaus bekannt
ist. Sowohl in Österreich (Palais Rohan
in Wien ), als auch im Elsass ( Palais
Rohan Straßburg ) und auch in meiner
alten Heimat im Badischen stößt man
immer wieder auf den Namen "Rohan ",
auch das Schloss von Saverne erinnert
an den erinnert an den
" Fürstbischof Rohan ". Und wer weiß,
ob die " Französische Revolution "
mit dem " Sturm auf die Bastille "
so begonnen hätte, hätte es diesen, so
unglücklich in Marie Antoinette
verliebten, Kardinal "Louis Rene
Edouard von Rohan-Guemene" nicht
gegeben, der im badischen Ettenheim
in der Pfarrkirche begraben liegt.
Er war der letzte Fürstbischof der
alten Diözese Straßburg. Angehörige
dieses Geschlechts hatten den
Bischofsstuhl seit Beginn des
XVIII. Jhdts. ununterbrochen innegehabt.
1785 wurde Rohan in die sogenannte
"Halsbandaffaire" verwickelt, was ihm
den Spottnamen " Cardinal Collier"
einbrachte. Es rumorte damals sowieso
schon in der Bevölkerung und das
Ansehen von Thron und Klerus war nicht
mehr das beste. Durch diese Affaire und
dem daraufhin stattgefunden Prozess,
soll es dann zum " Sturm auf die Bastille"
gekommen sein. Rohan selbst ist nach
Ausbruch der Revolution ins badische
Ettenheim geflohen. Dort ist der
einstmals glanzvolle Barockfürst,
hochverschuldet und als gebrochener
Mann, 20 Jahre später, am 16. Feb. 1803
verstorben und in Ettenheim
beigesetzt worden.
Übrigens, den Marktplatz von Rohan schmückt eine aus Holz gebaute Markthalle aus dem
XVII. Jhdt. Sie ist eine Seltenheit. Markthallen waren früher ein wichtiger Umschlagplatz für
Produkte aus der Region. In der ersten Hälfte des XX.Jhdt. wurden jedoch die meisten
Holzmarkthallen in der Bretagne abgerissen. Nur noch 5 sind erhalten geblieben. Eine davon
steht hier.
Wie jedes Jahr, kommt auch in diesem Jahr der Bürgermeister von Rohan einmal im Monat
persönlich am Campingplatz vorbei , begrüßt die Campinggäste und lädt zum Aperitif ein.
Das ist sehr sympathisch und auch einzigartig. Die Tagespresse ist mit dabei.
Ganz besonders nett war auch, dass uns unsere Freunde Hartmut und Stephanie wieder
besucht hatten und wir ein paar wunderschöne Tage zusammen verbringen konnten.
Nebenan machte sich gerade eine Radwanderfamilie mit 5 kleinen Kindern bereit für die
Weiterfahrt. Die kleinen Mädchen, so zwischen 3 und sechs Jahre , schmettern fröhlich das Lied
von Michel Polnareff " Tout, tout pour ma cherie " vor sich hin - witzig, das Lied war die
B-Seite von, ich glaube " Tous les bateaux, tous les oiseaux " - und gar nicht mal so bekannt,
dass die kleinen Kinder das kennen .... ?!
Hier auf dem kleinen Campingplatz ist alles ziemlich entspannt, auch die meisten Hunde
sind sehr gut sozialisiert, Frankreich hat ja sehr strenge Gesetze, was die Hundehaltung betrifft.